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Grußwort S.E. des Botschafters Pietro Benassi zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust (Neue Synagoge, Berlin)

Sehr geehrter Herr Kosche,
Cara Silvana Greco e caro Giulio Busi,
Liebe Mitglieder der Jüdischen Gemeinde,
Sehr verehrtes Publikum,

wir sind heute Abend hier, um der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken.
Wir gedenken der Millionen Menschen, die unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft entrechtet, verfolgt und ermordet wurden: in Deutschland und in ganz Europa.
Gewalt und Brutalität, Unterdrückung und Tyrannei, Wahn und Unmenschlichkeit haben vor keiner Grenze Halt gemacht und wir gedenken, um die Erinnerung lebendig zu erhalten, damit sie nicht endet und auch „zukünftigen Generationen zur Wachsamkeit mahnt“ wie es der damalige Bundespräsident Herzog gesagt hat.

2018 jährt sich zum achzigsten Mal die Einführung der Rassengesetze in Italien und deshalb ist der diesjährige Gedenktag für uns ein besonderes Datum.
Mit der Einführung der Rassengesetze, die die Juden in Italien völlig unvorbereitet traf, veränderte sich ihre Situation schlagartig. Gab es vordem keinen, auch nicht in Ansätzen mit Deutschland vergleichbaren Antisemitismus, – Juden waren im Gegenteil integrierte, gesellschaftlich angesehene Mitbürger, die zum Aufbau eines modernen Italiens beitrugen und nicht selten hinter dem Duce standen – so bedeuteten die Erlasse Mussolinis unmittelbare Restriktionen, Unterdrückung und Verfolgung, die mit gravierenden Folgen für das alltägliche Leben einhergingen. In der Geschichte Italiens waren diese Rassendiskriminierungen eine tragische Zäsur, die der langen Zeit eines friedlichen und fruchtbaren Zusammenlebens ein abruptes Ende setzte.
Zu dieser tragischen Zäsur, hat sich der Präsident der Italienischen Republik, Sergio Mattarella, in den letzten Tagen sehr deutlich geäußert: „Diese Diskriminierungen sind ein dunkles Kapitel, ein unauslöschlicher Fleck, eine berüchtigte Seite unserer Geschichte.“(Ende der Zitate) Solche Klarheit bleibt meiner Meinung nach auch heutzutage angebracht und notwendig, da wir gelegentlich unakzeptable Relativierungsversuche erleben.
Mit der Besetzung Italiens und dem Sturz Mussolinis 1943 wurde die Situation für Juden in Italien lebensgefährlich. Es setzte eine Welle der Emigration ein. Doch die meisten blieben und blieben ihrem Schicksal überlassen, viele wurden verschleppt und deportiert.
Die, die flohen oder überlebten, kehrten zum größten Teil nach Italien zurück.
Wenig ist über die italienischen Emigranten außerhalb Italiens bekannt.
Wir wollen ihnen heute Abend eine Stimme verleihen und uns ihres Schicksals erinnern. Auszüge aus ausgewählten Briefen, die drei wunderbare Schauspieler mit der Begleitung von Cellomusik lesen werden, sollen uns dieses nahebringen und ich möchte an dieser Stelle allen Mitwirkenden danken.

Silvana Greco und Giulio Busi, die sich des Projektes angenommen und die Texte ausgewählt und kommentiert haben danke ich an erster Stelle. Professor Reitani, dem Leiter des Italienischen Kulturinstituts, unter dessen Federführung diese Veranstaltung stattfindet, gebührt ebenso mein Dank.

Vor allem danke ich der Jüdischen Gemeinde und ihrem Leiter der Kulturabteilung Hendrik Kosche. Seit vielen Jahren führen wir diese Gedenkveranstaltung gemeinsam durch, und wir könnten uns keine bessere Zusammenarbeit und wertvolleren Partner ebenso wie angemesseneren Rahmen wünschen als diesen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.