Der italienische Staatspräsident Sergio Mattarella nahm zusammen mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an der Verleihung des „Preises der Präsidenten für die kommunale Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Italien“ teil.
Der von den beiden Präsidenten 2020 ins Leben gerufene Preis wurde dieses Jahr zum dritten Mal vergeben. Ausgezeichnet wurden
Partnerschaften und Projekte zwischen Kommunen in Deutschland und Italien vor allem in den Bereichen Kultur, Jugend und bürgerschaftliches Engagement, Innovation sowie sozialer Zusammenhalt.
Nachdem der Preis 2021 in der deutschen Hauptstadt und 2023 in Syrakus auf Sizilien verliehen wurde, fand die diesjährige Preisverleihung im Amtssitz des Bundespräsidenten in Berlin statt. In Schloss Bellevue zeichneten Staatspräsident Mattarella und sein deutscher Amtskollege die folgenden Städte und Gemeinden als Gewinner 2025 aus.
In der Kategorie Große Gemeinden (mindestens eine Gemeinde mit über 40.000 Einwohnern):
Bologna (Emilia-Romagna) – Münster (Nordrhein-Westfalen)
Pistoia (Toskana) – Zittau (Sachsen)
In der Kategorie Kleinere Gemeinden (bis zu 40.000 Einwohner):
Gubbio (Umbria) – Wertheim (Baden-Württemberg)
Greve in Chianti (Toskana) – Gemeinde Veitshöchheim (Bayern)
Formigine (Emilia-Romagna) – Verden (Niedersachsen)
Gualdo Tadino (Umbria) – Schwandorf (Bayern)
Bevor die Preise überreicht wurden, hielten beide Präsidenten eine Rede. Nach der Preisverleihung nahm Staatspräsident Mattarella an einer Veranstaltung zum Thema „70 Jahre deutsch-italienisches Anwerbeabkommen“ teil.
Foto: © Quirinale
Rede von Staatspräsident Sergio Mattarella anlässlich der Verleihung des „Preises der Präsidenten für die kommunale Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Italien“
Herr Bundespräsident, lieber Frank-Walter,
es ist mir eine Freude, zu diesem Treffen hier in Berlin zu sein, das eine zweifache Bedeutung hat.
Ich begrüße alle Anwesenden, insbesondere Frau Büdenbender.
Heute verleihen wir zum dritten Mal den „Preis der Präsidenten für die kommunale Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Italien“. Zudem erinnern wir an das Anwerbeabkommen, das vor 70 Jahren viele italienische Arbeitskräfte dazu veranlasste, nach Deutschland zu kommen. Wir haben hier ein bedeutendes und dynamisches Beispiel dafür. Ihre Rolle ging dabei weit über ihre Arbeit hinaus. Dank ihres Engagements und dem ihrer Nachkommen entwickelten Deutschland und Italien eine immer engere Beziehung zueinander.
Ich begrüße die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie die Mitglieder der Jury.
Und ich möchte Bundespräsident Steinmeier noch einmal danken – auch wenn es nie oft genug sein wird – für die Initiative dieses Preises und für den Empfang heute im wunderschönen Schloss Bellevue. Dieser Ort verleiht dem Preis einen besonders feierlichen Rahmen.
Fünf Jahre sind vergangen, seit der Preis zum ersten Mal vergeben wurde. Die Auszeichnung entstand während der Pandemie aus dem Wunsch heraus, die Solidarität, die uns in jenen dramatischen Zeiten vereinte, weiter zu stärken.
Die heutige dritte Preisverleihung zeigt, wie weitsichtig die Entscheidung war, die Kommunen im Rahmen der Freundschaft zwischen unseren Völkern zu würdigen.
Heute mehr denn je sind die Gemeinden Protagonisten eines neuen Kapitels der Weltgeschichte.
In einer Welt, die von tiefen geopolitischen und klimatischen Spannungen sowie rückschrittlichen Tendenzen geprägt ist, sind Städte nicht nur Orte der Zuflucht. Sie sind Schmieden der Menschlichkeit, Begegnungsstätten der Völker und Knotenpunkte eines Netzwerks, in dem Erfahrungen gesammelt werden, die das Leben unserer Gemeinschaften verbessern können.
Der Preis würdigt die Rolle der Gemeinden und ermutigt die lokalen Verwaltungen, immer neue Beziehungen zu anderen Ländern zu knüpfen und so ein regelrechtes Netzwerk der Kommunaldiplomatie aufzubauen.
Städtepartnerschaften, Kooperationsnetzwerke, kultureller Austausch und gemeinsame Projekte zwischen Gemeinden in Deutschland und Italien tragen dazu bei, das gegenseitige Verständnis zu vertiefen, Vertrauen aufzubauen und Zusammenarbeit zu fördern.
Die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden beider Länder, die ihre jeweiligen Erinnerungen, Identitäten und Bestrebungen miteinander teilen, zeigt ihren Mitbürgern greifbare Beispiele für die Vorteile von Weltoffenheit und Austausch.
Auf diese Weise vermitteln kommunale Gemeinden nicht nur die Werte ihrer eigenen Gemeinschaft, sondern sie schaffen auch ein Modell, welches das Vertrauen in die Zukunft stärkt und uns in Europa zusammenführt.
Bekanntlich sind Gemeinden Orte, an denen junge Menschen nicht nur grundlegende Lebenskompetenzen erwerben, sondern auch Werte, Fähigkeiten und Bürgersinn entwickeln.
Die diesjährigen Preisträger legen mit ihren Projekten den Schwerpunkt auf den Dialog zwischen den Generationen und die Förderung öffentlicher Räume als Orte des Austauschs und der sozialen Begegnung.
Ein gepflegter Park lehrt die Achtung des Gemeinguts. Ein Jugendzentrum bietet Gelegenheit zum Austausch und zur Entfaltung. Ein solidarisches Stadtviertel lehrt, dass Vielfalt ein Reichtum ist.
Die Begegnung zwischen Menschen unterschiedlichen Alters erweitert und bewahrt den Erfahrungsschatz einer Gemeinschaft.
Lokale Verwaltungen können eine wichtige Rolle in der allgemeinen Bildungsarbeit spielen, indem sie Projekte unterstützen, die Jugendlichen die Geschichte und ihre Umgebung näherbringen und sie zur Teilnahme am öffentlichen Leben anregen. So können sie ihnen ein Verantwortungsbewusstsein für die Welt vermitteln, das bei ihrer Straße, ihrem Viertel und mit ihren Mitmenschen beginnt. Dadurch lernen die jungen Menschen, sich anderen gegenüber zu öffnen und sich mit Gleichaltrigen auszutauschen, die zwar an anderen Orten leben, aber vor ähnlichen Herausforderungen stehen.
Die Gemeinden sind wahre Meister des Bürgersinns, angefangen bei der Planung, Fertigstellung und gemeinsamen Nutzung öffentlicher Räume.
Die Orte, an denen wir leben, arbeiten, uns verständigen und ausdrücken, sind besonders prägend.
Dort erfahren junge Menschen, was Demokratie, Teilhabe und das Leben in der Gemeinschaft bedeuten. So wächst eine Gemeinschaft und investiert in ihre Zukunft.
Gemeinden sind Innovationstreiber im Hinblick auf die Herausforderungen des Umweltschutzes.
Angesichts von Problemen wie Umweltverschmutzung, Verkehr, Energieverschwendung sowie Abwanderung und der Gefahr der Verödung kleinerer Orte entstehen kreative Lösungen. Davon profitieren sowohl die nationale als auch die internationale Ebene.
Daher ist es weitsichtig, ihre Rolle zu stärken, Netzwerke zwischen lokalen Verwaltungen zu unterstützen und den Dialog zwischen Städten und Bürgern zu fördern.
Ich möchte daher allen deutschen und italienischen Gemeinden danken, die Projekte für diesen Preis eingereicht haben. Den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern der Gewinnergemeinden spreche ich meine Glückwünsche sowie meine Anerkennung für ihren Beitrag zur Stärkung der Beziehungen zwischen unseren Ländern, Institutionen und Bürgern aus.