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25.04.2020: Botschaft des Präsidenten der Republik Sergio Mattarella anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung

Der Präsident der Republik, Sergio Mattarella, hat am 25. April folgende Botschaft übermittelt:

„Im Frühjahr 1945 erlebte Europa die Niederlage des Nazifaschismus und seiner Anhänger.

Die Idee der Macht, der Rassenüberlegenheit, der Vorherrschaft eines Volkes über ein anderes, die Ursprung des Zweiten Weltkrieges war, wich der Idee der Zusammenarbeit in Freiheit und Frieden, und im Einklang mit dieser Wahl wurde einige Jahre später die Europäische Gemeinschaft geboren.

Heute feiern wir den 75. Jahrestag der Befreiung – das Gründungsdatum unserer demokratischen Erfahrung, deren Schutzschild die Republik mit ihrer Verfassung ist.

Die Viruspandemie, welche die Völker der Welt heimgesucht hat, zwingt uns, diesen Tag in unseren Wohnungen zu feiern.

Den Angehörigen jedes einzelnen Opfers gilt die tief empfundene Anteilnahme unserer nationalen Gemeinschaft an ihrer Trauer. Zum Ausdruck kommen soll auch die Dankbarkeit gegenüber all jenen, die an vorderster Front im Kampf gegen das Virus stehen, und all jenen, die das Funktionieren der Produktionsketten und der wesentlichen Dienste ermöglichen.

Der von ihnen gezeigte Geist ehrt die Republik und stärkt die Solidarität unseres Zusammenlebens im Zeichen der Kontinuität der Werte, die unser Land zu etwas Besonderem gemacht haben.

An diesem Tag erinnern wir uns mit Nachdruck an diese Werte. Die Erinnerung an den Widerstand, den Befreiungskampf, an jene entscheidenden Seiten unserer Geschichte, an die mutigen Menschen, die daran beteiligt waren und sich der Unterdrückung widersetzten, die sich dabei für die Freiheit aller in Gefahr begaben, bedeutet, die grundlegenden Werte der Freiheit, der Gerechtigkeit und des sozialen Zusammenhalts zu bekräftigen und uns um die Trikolore vereint zu fühlen.

Damals entstand ein neues Italien, und unser Volk wusste, geeint durch moralische und gesellschaftliche Werte von universeller Gültigkeit, aus einer Situation großen Leids seine Zukunft aufzubauen.

Mit Beharrlichkeit, Opferbereitschaft und dem Gefühl der Zugehörigkeit zur nationalen Gemeinschaft hat Italien Hindernisse überwunden, die unüberbrückbar schienen.

Die positiven Energien, die sich in diesem Moment entfalten konnten, führten zur Wiederauferstehung. Das italienische Volk nahm sein Schicksal wieder selbst in die Hand. Der Wiederaufbau veränderte das Gesicht unseres Landes. Er machte es modern, gerechter und erwarb ihm Respekt und Achtung im internationalen Kontext. So versah es sich mit Gegenmitteln gegen das Wiederaufkeimen des Hasses und des Wahnsinns, die das unheilvolle Abenteuer des Nazifaschismus genährt hatten.

In unserer Demokratie haben die Dialektik und der Widerstreit der Meinungen im Laufe der Jahrzehnte nie die notwendige Einigkeit des italienischen Volkes untergraben, die selbst zu einem Merkmal unserer Identität geworden ist. Daher empfinden wir das Bewusstsein eines gemeinsamen Schicksals als eine gesellschaftlich und institutionell außerordentlich wertvolle ethische Reserve. Wir haben gesehen, wie sie jedes Mal, wenn schmerzhafte Geschehnisse die Fähigkeit und den Willen unserer Landschaften zum Wiederaufbau auf die Probe gestellt haben, im Verantwortungsgefühl für die eigene Gemeinschaft in Erscheinung trat.

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, unsere besondere Fähigkeit, Widrigkeiten zu überwinden, muss uns auch heute in der harten Prüfung durch eine Krankheit, die so viele Leben zerstört hat, zur Seite stehen, damit wir der Wiederherstellung des vollen Gesundheitsschutzes und einer Aktion für den Wiederaufschwung sowie für eine erneuerte wirtschaftliche und soziale Planungsfähigkeit nachgehen. Zu diesem Vorhaben aufgerufen sind wir alle, Institutionen und Bürger, politische, soziale und wirtschaftliche Kräfte, Fachleute, Intellektuelle, Akteure in allen Bereichen.

Gemeinsam können wir es schaffen, und das beweisen wir auch.

Es lebe Italien! Es lebe die Befreiung! Es lebe die Republik!“

Rom, 25.04.2020