Die deutsch-italienischen Beziehungen sind in allen Bereichen der bilateralen Zusammenarbeit – ob Politik, Wirtschaft und Handel oder Wissenschaft – sehr intensiv, nicht zu vergessen auch der außerordentlich umfangreiche Kulturaustausch. Diese freundschaftlichen und komplementären Verbindungen beruhen im wechselhaften politischen und gesellschaftlichen Geschehen der Historie beider Länder auf einem stets soliden Fundament. Deutschland hat sich im Laufe der Jahre als bedeutendster Wirtschaftspartner unseres Landes behauptet. Mit einem bilateralen Handelsvolumen von 110 Milliarden Euro bleibt Berlin wichtigster Gesprächspartner Roms, mit dem es unter anderem die Gemeinsamkeit einer besonders starken Ausrichtung auf die Verarbeitungsindustrie teilt. Als Gründerstaaten der Europäischen Union haben Italien und Deutschland beide über Jahre hinweg stärker als andere zum Aufbau und Voranschreiten des europäischen Projekts beigetragen. Auch in der Außenpolitik haben sich beide Länder seit dem Zweiten Weltkrieg an ähnlichen Positionen und Leitlinien orientiert und diese oft in vollem Umfang geteilt.
Die Zukunft Europas und damit seine wünschenswerte Neubelebung ist daher ohne einen wesentlichen Part Italiens und Deutschlands undenkbar. Zwischen Rom und Berlin herrscht volle Übereinstimmung über die Ziele dieser Neubelebung, auch wenn sie bisweilen – insbesondere in der Debatte über die Eurozone – Träger unterschiedlicher Befindlichkeiten und somit auch nicht übereinstimmender Lösungsansätze sind.
Gerade angesichts der politischen Relevanz dieser beiden unterschiedlichen Realitäten und der großen, manchmal dramatischen historischen Tradition, die ihre Entwicklung geprägt hat, ist gelegentlich zu beobachten, dass in der politischen, wirtschaftlichen oder kulturellen Erzählung über die Medien wieder neue Klischees übereinander verbreitet werden, die abgesehen von ihrer Schablonenhaftigkeit trotz des Bestehens unzähliger Konvergenzen letztlich die Differenzen in den Vordergrund stellen.
So oberflächlich diese kulturellen Gemeinplätze auch sind, kann man sie doch nicht ignorieren oder einfach abtun, denn sie könnten in der öffentlichen Meinung keinen so großen Raum einnehmen, wären sie nicht Kern einer verbreiteten Vorstellung und eines kollektiven Empfindens, deren Wurzeln in der Geschichte der nationalen Kulturen liegen.
Ausgehend von diesen Überlegungen veranstaltet die Italienische Botschaft in Berlin eine Gesprächsreihe mit dem Titel Anders miteinander – Diversi ma insieme, um die Bereiche der Zusammenarbeit (und gegebenenfalls die vielfältigen Lösungsansätze innerhalb dieser Bereiche) in Politik, Wirtschaft und Handel, Medien und Kultur, durch eine Debatte zu analysieren, die sowohl das Verlagswesen als auch die Konzeption der Museen in beiden Ländern umfasst. Auch der Sport wird im Zentrum der Überlegungen stehen. Der Fußball ist wie nur wenige andere Disziplinen seit jeher paradigmatisch für die Attraktion/Rivalität zwischen italienischer und deutscher Schule.
Ein Moderator wird jeweils Anstöße zur Debatte in Form einer Podiumsdiskussion zwischen herausragenden Vertretern beider Länder geben, wobei auch das Publikum zu Wort kommt. Dieses Format ist Ausdruck der Überzeugung, dass sich eine konstruktive Auseinandersetzung zwischen den Kulturen nur erreichen lässt, wenn man die jahrzehntelange Erfahrung großer Persönlichkeiten beider Länder gegenüberstellt, dass gerade durch diese sektoralen Gesichtspunkte das Wiederaufleben von Klischees überwunden werden kann, wie wir sie in den vergangenen Jahren manchmal erlebt haben, insbesondere auf dem Höhepunkt der Krise in der Eurozone, und es schließlich – als Fazit – nur durch eine vertiefte gegenseitige Kenntnis in den jeweiligen Tätigkeitsbereichen möglich wird, sich eine unparteiische Meinung vom Land des Anderen zu bilden.
Der Veranstaltungskalender sieht ein erstes Treffen zum politischen Teil am 20. Februar 2018 in der Botschaft in Berlin vor. Anschließend folgt eine Diskussion über das Verlagswesen am 16. März in Leipzig und eine weitere zum Finanzwesen (Eurozone) am 21. März in der Botschaft. Die Museumskonzeption ist am 18. April Thema in Berlin (Botschaft) und der Sport dann am 19. April im Künstlerhaus in München. Die Debatte in der Mediensprache beschließt die Veranstaltungsreihe am 15. Mai 2018 in Berlin (Botschaft).
Abgebildetes Werk des Künstlers Genia Chef: „Begegnungen am Colosseum (Foro Imperiale)“, 1997