Ein Jahr nach der ersten Ausgabe veranstaltet die Italienische Botschaft in Berlin am 1. März erneut den Italian Design Day. Bei dieser vom italienischen Außenministerium in Zusammenarbeit mit der Mailänder Triennale und der Mailänder Möbelmesse konzipierten Vernetzungsinitiative widmen sich am gleichen Tag weltweit in über 100 Städten 100 “Botschafter des italienischen Designs” einem gemeinsamen Thema. An der Berliner Etappe in Anwesenheit des Italienischen Botschafters Pietro Benassi und moderiert von Angelika Müller (Herausgeberin von Home) nehmen teil: Luisa Bocchietto, Präsidentin der World Design Organization und Italian Design Ambassador; Stefano Boeri, Ordentlicher Professor am Polytechnikum Mailand und Gründer von Stefano Boeri Architetti; Alessandro Colombo, Direktor des Istituto Europeo di Design; Luca De Biase, Innovationsredakteur bei Il Sole 24 Ore und Nova24; Carlo Gasparini, Produktdirektor bei Alessi; Christian Nell, Referatsleiter strategische Kommunikation in der Kulturabteilung des Auswärtigen Amts; Fritz Reusswig, Wissenschaftler am Potsdam Institute for Climate Impact Research; Enrica Arena, Mitbegründerin von Orange Fiber, Maurizio Montalti, Designer, Officina Corpuscoli und Mitbegründer von Mogu; Birgit Weller, Leiterin des Fachgebiets Industriedesign an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin und Mitglied im Vorstand des Internationalen Designzentrums Berlin.
Der Design Day 2018 befasst sich mit den Beziehungen zwischen Design und Nachhaltigkeit und ist inspiriert vom Thema “Broken Nature”, das im Mittelpunkt der 22. Internationalen Ausstellung der Triennale in Mailand 2019 steht. Die Nachhaltigkeitspolitik ist heute in der Tat ein zentrales Thema sowohl im Handeln der Regierungen als auch in den Entscheidungen der Privatwirtschaft: Als weltweit führendes Land im Designsektor (der Anteil der italienischen Designindustrie am weltweiten Umsatz von 100 Milliarden Euro beträgt mehr als ein Drittel) will Italien daher ein interaktives Verhältnis zwischen Design und Nachhaltigkeit im wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Sinne, aber auch zwischen Handwerkstradition und digitaler Innovation fördern.
Die Digitalwirtschaft eröffnet der Kreativwirtschaft neue Horizonte. Daraus ergibt sich der Titel der Veranstaltung “Broken nature and creative disciplines: driving positive change through sustainable design, digital solutions and design thinking”. Design war zum Beispiel mit der 10. Mailänder Triennale 1954 eines der fruchtbarsten Vermächtnisse der Dritten Industriellen Revolution. Nun findet es in der Vierten Industriellen Revolution seine neue Daseinsberechtigung, denn es tritt aus den Grenzen des Produktdesigns heraus und setzt sich mit dem Servicedesign wie auch dem Design in den Bereichen Soziales und Communities auseinander. Ermöglicht und verstärkt wird diese „Cross-fertilisation“ durch digitale und vernetzte Technologien, die es im gegenwärtigen demographischen und geopolitischen Kontext jedoch umso dringlicher machen, über die nachhaltige Nutzung der Ressourcen sowie die Rolle und Verantwortung der Communities von Designern und Kreativen in diesem Zusammenhang nachzudenken. Dies gilt ganz besonders zwischen Italien und Deutschland, zwei Ländern, die auf europäischer Ebene Protagonisten des Designs sowie der Digital- und Kreativwirtschaft sind.
Die Agenda 2030 der Vereinten Nationen und die ihr zugrunde liegenden Ziele für nachhaltige Entwicklung haben die zentrale Rolle des menschlichen Schaffens für die Bewahrung der Schöpfung erneut bestätigt: Designer und Architekten haben immer zwischen Wissen und Bedürfnissen, zwischen Wohnraum und Umwelt vermittelt, aber ihre Rolle ist im Zeitalter der digitalen Transformation noch unentbehrlicher geworden. Die World Design Agenda 2017-2019 ist ein ehrgeiziger dreijähriger Aktionsplan, der die 140 Mitglieder der World Design Organisation verpflichtet, bei der Umsetzung der Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung zusammenzuarbeiten.
Auch die Architektur ist nicht mehr nur eine Frage von Material, Stil und Raum, sondern sie ist auch gefordert, sich mit Umweltdynamiken auseinanderzusetzen, indem sie den Kontext einbezieht. Die Stadtplanung ist daher eng mit der Bau- und Stadterneuerungspolitik verknüpft, bei der Modelle der Kreislaufwirtschaft, der Nutzung erneuerbarer Energien und intelligenter Stromnetze, der Erforschung neuer Materialien interagieren. Neue Formen und Räume zeitgenössischen Wohnens und die durch politische, aber auch klimatische Faktoren verstärkten Migrationsströme erfinden den sozialen Wohnungsbau neu und tragen dazu bei, die internationale Debatte über das Verhältnis von Mensch und Natur neu zu beleben. Das Weltforum für Stadtwälder, das vom 28. November bis 1. Dezember 2018 erstmals in Mantua Vertreter von nationalen und lokalen Regierungen, Forschungsinstituten und akademischen Einrichtungen, Nichtregierungsorganisationen und Stadtplaner zusammenbringt, ist der erste Versuch, ein globales und regelmäßiges Treffen zu den Themen städtische Ökosysteme und grüne Infrastrukturen zur Unterstützung der “New Urban Agenda” zu schaffen.
Nach den Worten des Italienischen Botschafters in Deutschland Pietro Benassi bei der Eröffnung des Design Day “können Design und Architektur heute mehr denn je als kreative Triebkräfte für Nachhaltigkeit und neue Paradigmen in Produktion und Stadtplanung wirken. Die Stärke der Green Economy liegt nicht nur in Technologie und Innovation, sondern auch in ihrer Verknüpfung mit Qualität: Es gibt in der Produktionswirtschaft einen „inklusiven“ Weg, bei dem man die Wettbewerbsfähigkeit im Systemzusammenhang sieht und auf den Schutz der lokalen Produktionskette achtet: Die nächste Mailänder Triennale bietet eine wichtige Gelegenheit, darüber zu diskutieren, wie Design zu einem Schlüsselelement für das Überleben des Planeten werden kann”.
Laut Präsidentin der World Design Organization Luisa Bocchietto „sind die Parameter des Designs heute nicht mehr Form und Funktion, die wir bei allen Produkten mit einem guten Design für selbstverständlich halten. Sie beinhalten vielmehr auch weniger offensichtliche Qualitäten wie ökologische Nachhaltigkeit der Produktionsprozesse, Zerlegbarkeit der Komponenten am Ende der Lebensdauer, Reparaturfähigkeit. Außerdem finden die beim Industriedesign angewandten Produktentwicklungsmethoden heute auch bei der Herstellung von immateriellen Erzeugnissen Anwendung. Gesprächspartner der Designer sind nicht mehr nur Unternehmen, sondern auch Körperschaften und Institutionen; die Fähigkeit, Visionen in konkrete Werkzeuge umzusetzen, kann dazu beitragen, das Leben der Menschen zu verbessern: „We are designing for a better world“.
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