© Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Klut/Estel
mit:
Stephanie Buck, stellv. Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Direktorin des Kupferstich-Kabinetts
Armando Varricchio, außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Italienischen Republik in der Bundesrepublik Deutschland
Barbara Klepsch, Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus
Roberto Riccardi, General der Carabinieri per la Tutela del Patrimonio Culturale
Stephan Koja, Direktor der Gemäldegalerie Alte Meister
Uta Neidhardt, Oberkonservatorin der Gemäldegalerie Alte Meister
Ein zum Bestand der Gemäldegalerie Alte Meister der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) gehörendes Gemälde des Malers David Teniers des Jüngeren (1610–1690), welches infolge des Zweiten Weltkrieges seit 1945 verschollen war, ist nach Dresden zurückgekehrt.
Nun wird es dem Museumsverbund vom Botschafter Italiens in Deutschland Armando Varricchio und dem General der Carabinieri per la Tutela del Patrimonio Culturale Roberto Riccardi, feierlich übergeben.
Das Gemälde mit dem Titel „Ein Alter umarmt die Magd im Stall“ wird dem flämischen Genre- und Landschaftsmaler David Teniers dem Jüngeren und seiner Werkstatt zugeschrieben und zeigt ein beliebtes Sujet der niederländischen Genremalerei des 17. Jahrhunderts. Teniers hatte das Thema mehrfach behandelt. Für den Verkauf auf dem freien Markt wurden populäre Darstellungen dieser Art zudem sowohl innerhalb seines Ateliers als auch durch selbständige Antwerpener Malerkollegen wiederholt.
Als Generalinspekteur der Königlichen Sächsischen Sammlungen hatte Baron Raymond Le Plat das Werk bereits 1727 für die Gemäldesammlung Augusts des Starken erworben; es ist in dem ältesten Galerieinventar von 1722–1728 nachweisbar. Gemäß der überlieferten Akten gelangte das Bild 1931 als Leihgabe an das Ministerium des Inneren in Dresden und ist dort auch 1945 noch nachweisbar. Danach galt es als vermisst und war dementsprechend als Kriegsverlust in der Lost Art-Datenbank des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste veröffentlicht. Seit 1977 tauchte das Werk mehrfach auf dem internationalen Kunstmarkt auf; die Bemühungen, es für die Galerie zurückzugewinnen, waren jedoch immer wieder gescheitert.
2014 bot ein Kunsthändler aus Neapel den SKD das Gemälde zum Kauf an. Aufgrund des bestehenden Verdachts der Hehlerei – der Beschuldigte soll zumindest billigend in Kauf genommen haben, dass es sich bei dem Werk um den Kriegsverlust einer öffentlichen Kunstsammlung handelte – wurde es nach einem Hinweis der SKD an das Sächsische Landeskriminalamt von den Carabinieri sichergestellt. Gemäß üblicher Abläufe wurde das Verfahren an die Staatsanwaltschaft Neapel abgegeben und von dieser zu dem bereits dort anhängigen Fall übernommen.
Unter Beteiligung des Sächsischen Staatsministeriums der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung in enger Beratung mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und dank der Unterstützung der italienischen Polizeibehörden gelang es, das Gemälde wieder nach Dresden zurückzuführen.
Der Fall zeigt, dass die Suche nach verlorenen Kunstwerken weltweit immer wieder erfolgreich sein und zur Rückgewinnung wichtiger Werke führen kann. Insbesondere die enge und intensive Zusammenarbeit zwischen den Museen, den Vertretern von Opfern verfolgungsbedingten Kulturgutentzugs, dem internationalen Kunsthandel und zunehmend auch der Strafverfolgungsbehörden in und außerhalb Europas begünstigen diese Erfolge. In diesem Zusammenhang konnten die SKD auf der Basis ihrer langjährigen und intensiven Erforschungen der Herkunft ihrer Bestände immer wieder entscheidende Hinweise liefern.
Aufgrund seines konservatorischen Zustands kann das Genrebild zunächst nur kurzzeitig in der Gemäldegalerie Alte Meister präsentiert werden. Eine Restaurierung ist geplant.