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Mazzucchetti-Gschwend-Übersetzungspreis 2024: Feierliche Verleihung in Berlin würdigt herausragende literarische Übersetzungsleistungen und betont die Rolle der Frauen in der Übersetzungskunst (13.06.2024)

Foto di famiglia

Die deutsche Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth, und der italienische Kulturminister, Gennaro Sangiuliano, haben gemeinsam die Preisträgerinnen und Preisträger des „Mazzucchetti-Gschwend-Übersetzungspreises 2024“ (vormals Deutsch-italienischer Übersetzerpreis) bekannt gegeben.
Die feierliche Preisverleihung fand heute in der italienischen Botschaft unter der Leitung von Botschafter Armando Varricchio statt und ehrte außergewöhnliche literarische Übersetzerinnen und Übersetzer, die zur kulturellen Verständigung zwischen Deutschland und Italien beitragen.

Die diesjährige Verleihung geht mit der Umbenennung des 2008 gestifteten Deutsch-Italienischen Übersetzerpreises einher. Mit Lavinia Mazzucchetti (1889-1965) und Ragni Maria Gschwend (1935-2021) wird diese Auszeichnung nach zwei Übersetzerinnen benannt, die als große Stilistinnen wie auch als engagierte Anwältinnen der deutschen bzw. der italienischen Literatur prägend waren.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth erklärte: „Der Mazzucchetti-Gschwend-Übersetzungspreis ehrt die so wertvolle wie viel zu oft unterschätzte Arbeit von Übersetzerinnen und Übersetzern. Die Umbenennung des Preises betont die große Bedeutung von Frauen in der Übersetzungskunst und würdigt das außergewöhnliche Lebenswerk zweier herausragender literarischer Persönlichkeiten, Ragni Maria Gschwend und Lavinia Mazzucchetti. Ihre Arbeit bleibt ein Vorbild und eine Inspiration für zukünftige Generationen.“

Kulturminister Gennaro Sangiuliano fügte hinzu: „Im Jahr der Teilnahme Italiens an der Frankfurter Buchmesse als Gastland freue ich mich, dass der Mazzucchetti-Gschwend-Übersetzungspreis an drei angesehene Fachleute verliehen wird, die dem deutschen Publikum italienische literarische Werke bekannt gemacht haben. Übersetzerinnen und Übersetzer erfüllen eine wesentliche gesellschaftliche Funktion: Sie begleiten die Leserinnen und Leser bei der Entdeckung von Teilstücken der kulturellen Identität einer anderen Nation“.

Die Auswahl der Preisträgerinnen und Preisträger erfolgte durch eine Fachjury, in der Maike Albath (Juryvorsitzende), Florian Höllerer, Verena von Koskull, Adrian La Salvia, Lothar Müller und Irina Rajewsky zusammenarbeiteten und diese Auswahl trafen:

Annette Kopetzki erhielt in diesem Jahr den Hauptpreis für ihre Übersetzung von Stefano Massinis Roman „Die Lehman Brothers“ (Hanser Verlag 2022).
Aus der Begründung der Jury: „Schwungvoll, farbenprächtig und betörend, so kommt Annette Kopetzkis Übersetzung von Stefano Massinis zeitgenössischem Epos Die Lehman Brothers daher. Lexikalisch einfallsreich und rhythmisch virtuos bildet Kopetzki die Versform des Originals nach und folgt den Sprachbewegungen mit großer Musikalität. Lapidare Beschreibungen wechseln mit pointierter wörtlicher Rede, biblisches Pathos wird mit düsterem Witz kontrastiert. Das von ihr erstellte Glossar der hebräischen und jiddischen Begriffe bezeugt die Souveränität, mit der Kopetzki der Vielfalt der Sprachschichten gerecht geworden ist. Dass der auf 850 Seiten dargebotene Aufstieg und Fall einer Dynastie federleicht wirkt, liegt am Swing von Annette Kopetzki.“

Karin Krieger wurde mit dem Preis für ihr Lebenswerk geehrt. „Seit dreißig Jahren legt Karin Krieger Übersetzungen von eindrucksvoller Qualität vor. Ihr breit gefächertes Werk bietet einen Querschnitt der modernen italienischen Literatur von Alessandro Baricco, Andrea Camilleri, Giorgio Fontana, Alba de Céspedes, Elena Ferrante, Margaret Mazzantini bis zu Claudio Magris und Ugo Riccarelli“, so die Begründung der Juryauswahl.

Moritz Rauchaus wurde für seine beeindruckende Übersetzung von Boccaccios „Büchlein zum Lobe Dantes“ mit dem Nachwuchspreis ausgezeichnet, der mit einem Aufenthalt in der Villa Massimo in Rom verbunden ist.

Mit dem Mazzucchetti-Gschwend-Übersetzungspreis werden seit 2008 abwechselnd Übersetzungen aus der einen in die jeweils andere Sprache ausgezeichnet. Der Preis – 10.000 Euro für die beste Übersetzung, 10.000 Euro für das Lebenswerk, ein Aufenthaltsstipendium als Förderpreis – wird alle zwei Jahre alternierend in Rom und Berlin von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und dem italienischen Ministerium für Kultur vergeben. In den dazwischen liegenden Jahren finden mehrtägige Treffen verschiedener Übersetzerinnen und Übersetzern aus Deutschland und Italien statt, die den fachlichen und persönlichen Austausch dieser für die kulturellen Beziehungen beider Länder entscheidenden Mittlerinnen und Mittler vertiefen.

Kooperationspartner sind neben der Italienischen Botschaft das Italienische Kulturinstitut Berlin, das Literarische Colloquium Berlin, die Villa Massimo in Rom, das Goethe-Institut Rom.

Photos: © Marco Zaccaria